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ALANIS MORISSETTE

Plattenfirma: Wea.de

Website: alanismorissette.de

BIOGRAPHIE

Alanis Morissette wurde in Ottawa/Kanada geboren, verbrachte drei Jahre ihrer Kindheit in Deutschland, ging auf eine katholische Schule, lebte schon als Teenager getrennt von den Eltern allein in Toronto und reiste quer durch Europa. Schon mit sechs Jahren lernte sie Piano und schrieb als Neunjährige ihre ersten eigenen Songs. Sie trat als Kinderstar im Fernsehen auf und finanzierte mit dem Erlös daraus ihre ersten selbst vertriebenen Aufnahmen. Als Alanis Morissette dann Mitte der Neunziger zum ersten Mal in die globale Musikszene platzte, verursachte sie massive Unruhe. Das tat sie, indem sie die Rolle des bekennenden Singer/Songwriters für eine ganze Generation von Musikfans dramatisch neu erfand. Auf vielen Ebenen war die Wirkung des 95er-Albums Jagged Little Pill ungeheuerlich, nämlich klanglich, psychisch, kommerziell und kulturell. Das Album, das Morissette mit ihrem Verbündeten Glen Ballard produzierte, verkaufte weltweit mehr als 30 Millionen Exemplare und wurde eines der erfolgreichsten Aufnahmen der Musikgeschichte. Ein Erfolg, der Morissette, bis dahin eine mittelmäßig bekannte Sängerin und Schaupielerin in ihrer Heimat Kanada, zu einer der populärsten Künstlerinnen der Welt machte. Mit nur einem Album voller tief empfundener Songs über ihren häufig holperigen Ritt ins Erwachsenendasein, wurde Morissette im Alter von 21 Jahren ein weltweiter Superstar und zur Stimme ihrer Generation.

Lange vorher hatte Morissette sich ebenfalls als intensive Live-Performerin etabliert und wurde von ihren Fans mit großem Respekt behandelt, wo immer sie auch auftrat. Im Jahre 1996 erhielt sie Grammies in den Kategorien Album of the Year und Best Rock Album sowie als Female Rock Vocal Performance und Rock Song Of The Year für You Oughta Know, der explosive Song über Wut und Liebe, der zuerst einmal Unruhe auslöste.

In den Jahren, die dem anfänglichen Breakout folgten, führte Morissette die mutige und unerschrockene Chronik ihrer Reise mit Supposed Former Infatuation Junkie (1998), Unplugged (1999), Under Rug Swept (2002) und der im gleichen Jahr erschienenen DVD Feast On Scraps fort. Währenddessen fand sie immer noch Zeit zu schauspielern: Auf der Kinoleinwand (in einer denkwürdigen Rolle als Gott in Kevin Smths Film „Dogma“ und im Musical „De-Lovely“), in angesagten TV-Shows („Sex and the City“, „Curb Your Enthusiasm“) und in Broadway-Stücken („Vagina Monologues“, „The Exonerated“). Und in den vergangenen Jahren opferte sie zudem viel Energie für ihre eindrucksvollen Bemühungen, engagiert und beherzt soziales Bewusstsein zu schärfen und Spenden für verschiedene wohltätige Anlässe zu sammeln.

Auf ihrem neuem Album So-Called Chaos klingt Morissette paradoxerweise wie eine Frau, die ihren eigenen Frieden mit der Welt geschlossen hat. Als sensibler und nachdenklicher Mensch, der sie ist, zeigt So-Called Chaos sie lebensbejahend, mit einer Musik, die in gewissem Sinne die Stärken ihrer Vergangenheit mit einer neu gewonnen Reife und Perspektive zusammen fasst. „Kann sein, dass ich immer noch über Dinge spreche, die in meinem Leben eine Herausforderung bedeuten,“ erklärt sie, „aber ich nähere mich dem Leben und damit meinen Songs weniger vorwurfsvoll.“

Morissettes vorangegangenes Album Under Rug Swept, das den durchschlagenden Hit Hands Clean erhielt, ließ die Singer/Songwriterin die Zügel für die Produktion selbst in die Hand nehmen und ihr bisher unumstritten vollendetstes Album abliefern. Für dieses Mal entschloss Morissette sich, die Verantwortlichkeiten hinter dem Board wieder zu teilen, und die Ergebnisse sind extrem eindrucksvoll. Ihre frei fließenden Vocals, die leuchtenden Melodien und die leidenschaftliche Introspektion führen zu einem nahtlosen Mix von Rock, Pop, Folk, Elektronik und östlichen Stilen. „Ich habe ein paar Jahre damit verbracht, die Gelegenheit zu nutzen und meine Neugier darüber zu befriedigen, wie es wäre, wenn ich selbst ein Album produzierte,“ erklärt Morissette. „Nachdem ich dann einmal geschmeckt hatte, wie das ist, stellte ich fest, dass mein Lieblingsaspekt daran, ein Album aufzunehmen, das Songwriting ist.“

Also entschied ALANIS Morissette, sich wieder einer mehr kollaborierenden Herangehensweise zuzuwenden. „Das war so viel entspannender für mich,“ erklärt sie. „Es lief darauf hinaus, dass ich die Aufnahmen und Produktion in der ersten Phase mit meinem alten Freund Tim Thorney, den ich seit meiner Teenie-Zeit in Toronto kenne, in Angriff nahm. Nachdem wir die Anfangsphase der Aufnahmen abgeschlossen hatten, kam dann John Shanks dazu und bot sich an, den Dingen seinen Beitrag hinzu zu fügen. So wurden wir ein Team; John, Tim und ich, die in verschiedenen Phasen zusammen arbeiteten.“

Die Sessions für So-Called Chaos wurden zunächst in den Groove Masters-Studios in Santa Monica, Kalifornien, abgehalten und enthielten Performances von Morissettes Tourband (die Gitarristen David Levita und Jason Orme; Bassist Eric Avery; Keyborder Zac Rae und Drummer Blair Sinta) sowie von einigen von Shanks vorgeschlagenen Musikern, wie zum Beispiel Drummer Kenny Aronoff. Das daraus resultierende Album enthält ihre wohl reifsten und ansprechendsten Songs; Kompositionen, die die Zwiespältigkeiten des Lebens stärker ausloten als je zuvor. „Ich habe in einigen Songs wirklich eine starke Tendenz, zwei Seiten einer Auseinandersetzung zu betrachten,“ gibt sie zu. „Entweder es interessiert mich als Person und als Songwriter – oder ich bin schizophren. Natürlich kann beides zutreffen.“

Über den Opener Eight Easy Steps sagt Morissette: „Es geht gleichzeitig darum, meine Verantwortung zu tragen und meine Hiebe auszuteilen – grundsätzlich die guten Seiten in all den Kämpfen zu finden, die ich durchgestanden habe. Bis ich meine Lehren daraus gezogen hatte, steckte ich in diesem Loch des Grolls, diesem Ort des Opferdaseins. Aber sobald ich das Gute gefunden hatte, das aus diesen Situationen entsprang, konnte ich sie als das genießen, was sie waren, und sie annehmen, anstatt bis zum Ende meines Lebens verletzt zu sein. Der Song beschreibt meine Art, auf all das objektiv zu blicken, und auch, mich über mich selbst lustig zu machen.

Ein weiterer selbstanalytischer Song, Excuses, bedeutet für Morissette „mich, wie ich bestimmte negative und unbewusste Gedanken ans Licht bringe, die mein Leben bestimmt haben. Ich denke, dies ist einer jener Songs, die am meisten Verantwortung übernehmen. Und zugleich einer der potentiell peinlichsten, denn er lässt viele der hässlicheren Gedanken durchblicken, die meinen Wagen für eine Zeit gesteuert haben.“

Weitaus gefälligere und romantischere Gedanken bestimmen Knees Of My Bees, ein schöner und versspielter Lovesong. „Ich habe einen Weg gesucht auszudrücken, wie verzaubert und wie verliebt ich in meinen Freund war,“ eröffnet sie. „Der Titel entspringt einer Phrase, die ich in Unterhaltungen mit ihm oft benutzte: You make the knees of my bees weak’... also bedeutet mir diese Zeile sehr viel.

Eine andere Sprecherin hätte es vielleicht bei the bee’s knees belassen, aber es ist charakteristisch für Morissette, das sie ihrer Sprache der Liebe etwas Frisches verleiht. „Ich glaube, einer der Gründe, warum ich es liebe mit Phrasen zu spielen, ist, dass die englische Sprache mich ein bißchen langweilt,“ erklärt sie. „Alles ist bereits eine Million Mal vorwärts und rückwärts ausgesprochen worden, also will ich genau so damit spielen, wie andere vielleicht mit Farben spielen.“

Das Wortspiel ist formeller in Doth I Protest Too Much. Wie Morissette erklärt, ist es „schwer für mich, nicht an mir - und anderen – zu bemerken, dass oftmals genau das, was wir bemängeln, jenes ist, von dem wir am meisten profitieren können, wenn wir es nur anzunehmen wissen. Wenn ich also mit allen Mitteln versuche, jemandem zu erklären, dass ich nicht ängstlich bin, ist der Grund dafür oft, dass ich haargenau das bin: ängstlich. Und dieser Song ist mein eigenes, humorvolles Outing, beziehungsweise meine Strafe für mich selbst.“

Not All Me wurde inmitten einer – wie Morissette es ausdrückt: „ziemlich konfliktgeladenen Zeit während einer Beziehung“ geschrieben. „Ich bin Zeit meines Lebens wirklich sehr nachgiebig und sehr geduldig mit Menschen gewesen, die sehr verärgert waren, und die ihren Ärger auf mich projiziert haben. Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich dachte, es würde mir – und der Beziehung – helfen, wenn ich dem Grenzen setze. Grundsätzlich bitte ich eine andere Person in dem Song sehr nachdrücklich, aber freundlich, die Verantwortung auch bei sich selbst zu suchen.“

Der Titelsong So-Called Chaos ist ein Song über das größte aller Bilder. „Auf diesem geringen Stand des Bewusstseins, auf dem wir uns auf dieser Welt bewegen, sind Dinge wie Polizei und Schiedsrichter, Gesetze und Regeln sehr wichtig. Meine Idee in So-Called Chaos ist, dass wir all das nicht bräuchten, wenn wir ein ausgeprägtes Bewusstsein hätten. Wir bräuchten keine Regeln von außen – wir würden nach Regeln aus dem Inneren handeln, auf Grundlage von Respekt für das Leben und mit dem Wissen darum, dass wir alle miteinander verbunden sind. Dieser Song, das bin ich, die drei Minuten darauf hinweist.“

This Grudge behandelt das Geheimnis des Konzepts ‚Vergebung’: „Es ist immer schon so ein vielbenutztes kleines Wort gewesen und es hat mich immer schon verwirrt,“ gibt Morissette zu. „Vom Konzept her verstehe ich, was Vergebung bedeutet, aber ich habe nie gewusst, wie ich es umsetzen soll. Auf Papier liest es sich wie eine so großartige Idee, aber wenn ich versuchte, es umzusetzen, fühlte ich mich, als würde ich einfach nur Worte sagen, es aber mit der betreffenden Person nicht wirklich erfahren. Der Song erlaubt mir meine Bereitschaft zu zeigen, wahrhaftig zu vergeben.“

„Dies beschreibt meine fürchterlichsten und dunkelsten Schatten,“ sagt Morissette über Spineless, einen Song, der die Angst vor Schwäche thematisiert. „Ich habe immer Angst davor gehabt, so zu sein wie die Dinge, die ich in dem Song beschreibe. Aber die Gabe, die mir der Schrecken, nur eine machtlose Frau zu sein, gegeben hat, ist, dass es mich dazu gebracht hat eine aufrechte und mutige Feministin und Aktivistin zu werden. Teil dessen, dass ich ein so starkes Bedürfnis nach eigener Stärke besitze, ist, dass ich Angst davor habe, schwach zu sein – eben dieser andere Archetypus der Frau – stumm und unterwürfig. Ich hatte das Gefühl, dass schon die Tatsache, darüber singen zu können, mich dazu gebracht, all diese Dinge zu integrieren, so dass sie mein Leben nicht bestimmen können. Dass ich nicht zwanghaft ständig stark bin, dass ich meine Sanftheit und Verletzlichkeit mit meiner Stärke und Kraft in Balance halte.“

Schließlich gibt es noch Everything – die erste Single aus So-Called Chaos – und zugleich ein Song, der die gleiche großangelegte Weitläufigkeit besitzt, wie ein anderer von Morissettes Klassikern, das Grammy-ausgezeichnete Uninvited aus dem City Of Angels-Soundtrack. „Der Song ist die Crux meines eigenen, inneren Werkes, an dem ich über die vergangenen Jahre arbeitete – nicht so sehr gut zu sein, aber vollständig zu sein. Das ist mein Ziel: alle Teile meines Selbst zu sein. Ich erinnere mich daran, dass ich schon als junges Mädchen und bis heute fortdauernd, immer in mein Tagebuch schrieb: ‚All parts’, ‚all parts’, ‚all parts’.... Meine Phantasie, meine höchste Vision, war immer, dass nicht nur andere Menschen alle meine Eigenheiten akzeptieren würden, sondern, dass ich selbst sie akzeptieren könnte. So ist dieser Song eine Chronik über meine fortschreitende Reise in Richtung Ganzheit. Und in dieser Hinsicht das ultimative Liebeslied. Das ultimative Liebeslied an eine andere Person und an mich selbst. Es nur zu hören, stellt mir die Nackenhaare auf.“

Morissette brennt darauf, die Songs von So-Called Chaos auf die Bühne zu bringen und auch dem Publikum die Nackenhaare aufzustellen. „Ich stehe förmlich neben mir vor Aufregung,“ so Morissette. Ich bin noch begieriger darauf um die Welt zu reisen als die Jahre zuvor. In dem Bedürfnis mein Leben etwas besser in Balance zu halten, möchte ich dies auch schaffen, wenn ich auf Tour bin – ob ich nun ein Album draußen habe oder nicht. Und die Touren werden keine halsbrecherischen anderthalb Jahre dauern. Ich habe mich entschlossen, es besser auszubalancieren.

Wir haben 14 weitere Songs von den vorhergehenden Alben – und diesem -akustisch aufgenommen und wollen die Aufnahmen Mitte des Jahres veröffentlichen. Ich bin inspiriert genug, meinen Energieverbrauch und meine Erneuerung im Gleichgewicht zu halten, ganz egal, wie ich meine Tage verbringen werde.“

Im Herzen von So-Called Chaos steht eine junge Frau, die ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen ihrer Identität als Mensch und ihrem Dasein als Künstlerin entwickelt hat. Es ist ein Album, das eine Frau dokumentiert, die dazu gebracht wurde, große Fragen zu stellen. „Für mich ist eine große Frage: ‚Was ist die Bestimmung meines Lebens?’ Und die bringt eine zweite Frage mit sich: ‚Steht das was ich tue in Einklang mit dieser Bestimmung?’

Nun, die Bestimmung meines Lebens ist es, Mut und Mitgefühl und die Ausbildung eines Bewusstseins für diesen Planeten zu fördern. Also hilft mir jede Kleinigkeit, die ich tue – sei es ein Gespräch, das ich führe, eine Beziehung, mit der ich mich befasse, eine Tour, auf die ich gehe oder ein Song, den ich schreibe – zu sehen, in wie weit ich mit dieser Bestimmung in Einklang stehe. Ich kann meine Entscheidungen viel leichter treffen, wenn ich meine Bestimmung als Referenz habe.“

So-Called Chaos ist Musik von einer Frau mit großem Talent und einem noch größeren Sinn für eine Bestimmung.

© 2002/2004 WEA Records / tbe / edited by cjm

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