Mike Skinner ist 25 Jahre alt und lebt in Südlondon, Richtung Birmingham. Er mag Bourbon, aber trinkt keinen Hennessy, denn er findet, eine Flasche Whisky sollte nicht mehr als 15 Pfund kosten. Er macht irgendwie Garage, hat aber nichts mit dem üblichen Bling-Bling am Hut. Sein Projekt heißt The Streets, aber diese Straßen haben nichts mit HipHop-Heldentum oder House-Highlife zu tun, sondern mit der geballten Tristesse Londoner Vorstädte - "It's not inner city, but it's stressed out, bored people." Die erste Single Has It Come To This? rief ein mittleres Szenebeben in England hervor und ging auf die 17 der DDC. In den Cases von Tonka, Ian Pooley und Michael Reinboth wurde der Track ganz vorn gesichtet. Auch das Album "Original Pirate Material" setzte mit seiner Originalität Maßstäbe. Nun kommt die neue CD von Herrn Skinner...
"A Grand Don't Come For Free" heißt das neue Album von The Streets, das die Garage/HipHop-Schraube um einige gute Drehungen vorantreibt. Skinner weiß, wie man mit durchgeknallten Grooves Geschichten erzählt. "A Grand Don’t Come For Free" ist ein weiterer Meilenstein in Skinners Vision von Streetpoetry, die vom Leben auf den Straßen der tristen Vorstadt Londons berichtet.
Rückblende: 2002 überraschten THE STREETS mit einem packenden Konglomerat aus UK-Garage mit ausgeklügelten Sprechtexten, die mehr waren als nur irgendein neuer HipHop-Aufguss. Das Album überschritt Grenzen, nicht nur in der Machart, sondern auch im Hörerkreis. The Face, Q, und Ministry; Focus, Intro und Style; KulturSpiegel, Rolling Stone und Musikexpress lobten reichlich. Siebenmal Album of the Month allein in England, viermal Album des Monats in Deutschland (Prinz, Intro, D:Bug, Spex) und am Ende des Jahres mehrfach zum Album des Jahres in England und Deutschland gewählt. Nominierungen für BritAward, Mercury Prize und Verleihung des Ivor Novello Awards für das beste zeitgenössische Songwriting folgten, und schließlich sogar eine Top-30-Platzierungen in den US-Charts – der bisher fetteste Erfolg für einen britischen HipHop-Act jenseits des Ozeans. Besser kann es für einen Newcomer aus dem Underground nicht laufen.
A Grand Don’t Come For Free entstand im Großen und Ganzen wie der Vorgänger: bei Skinner zuhause. „Nur die Mikros waren besser“, wie er sagt. Insgesamt 11 Tracks erzählen eine ganz normal wahnsinnige Geschichte, die in großen Zügen nicht nur dem Geezer aus der Londoner Vorstadt vertraut vorkommen dürfte. Skinner berichtet vielschichtig, mit hintergründig-beißendem Humor und durchaus aufwühlender Gefühlstiefe in seinem packenden Geezer-Slang, der mit gebildetem Oxford Englisch ungefähr soviel zu tun hat wie ein Spliff mit einer Schokoladenzigarette. Das alles auf aufgebrochenen und verstörenden Beats, teils ironisierender Opulenz und minimalistischem Feintunig. Allemal ein Album, bei dem sich das Zuhören lohnt und dessen Grooves subtil in die Beine gehen. Die erste Single Fit But You Know It zeigt sich zudem verspielt mit Beatmusik kokettierend und erzählt eine kleine Geschichte um das Schlangestehen bei einer Fast-Food-Kette und einer Lady in einem knapp sitzenden Top... Skinner selbst bearbeitet auf dem Track eine von einem Freund geliehene Fender Telecaster.
Doch zuviel kann man in der Tat nicht verraten, denn THE STREETS funktionieren immer noch am besten übers Hören und die Lyrics.
Mike Skinner stammt aus Birmingham in den englischen Midlands und schleuderte im Jahre 2000 als 22-Jähriger das erste Vinyl Has It Come To This in die britischen Clubs, das als erste Single des Albums zwei Jahre später weltweite Anerkennung einfahren sollte. Run DMC und die Beastie Boys hatten ihn schon im Alter von 7 Jahren angefixt und zu ersten Experimenten getrieben, die zweifelsohne noch stark von seinen Vorbildern geprägt wurden. „Ich habe damals einfach versucht so zu klingen wie die Musik, die ich gut fand, ich wollte Redman oder Ice Cube sein, aber ich war nun mal ein weißes Kid aus Birmingham. Ich schickte ein paar Sachen raus, aber niemand zeigte sich sonderlich interessiert.“
Seine Begegnung mit UK-Garage bildete dann die Sollbruchstelle für eine eigenständige UK-HipHop-Version: „Das war eine große Zeit. In England passierte etwas, das seinen eigenen Sound mitbrachte, und mit dem ich und meine Freunde besser klar kamen. Die Beats waren neu und aufregend, und die Texte waren uns näher. Ich wollte dann etwas aufrichtiges und unterhaltsames machen, über die Dinge, die ich kannte. Soweit ich wusste, tat das zu der Zeit keiner sonst, und das ist es wahrscheinlich, was mich zu etwas Besonderem machte.“
Skinners erster Schritt war es dann, nach London zu gehen und sich den Namen THE STREETS zuzulegen, weil „es sich gut anhörte“. Er verteilte 200er-Vinyl-Auflage von Has It Come To This an die Clubs und das unabhängige Garage-Label Locked On wurde auf THE STREETS aufmerksam. Monate später ging der Track in England Top-20, supportet von Clubs, Piratensendern und gelegentlichem Mainstream-Airplay. Im März 2002 kam dann das Album Original Pirate Material, das massiven Impact in ganz Europa, den USA, Japan und sogar Südamerika hatte. In den letzten zwei Jahren war Skinner dann mit einer Band auf den Brettern der Welt unterwegs.
A Grand Don’t Come For Free kommt JETZT, und entwickelt Tiefenwirkung. Man hört es einmal, zweimal, dreimal, und schon steckt man mittendrin im THE STREETS-Universum, das einem in seinem Details so vertraut vorkommt, als hätte man das alles schon mal selbst erlebt... „Ich muss einfach Musik machen, die frisch klingt und den Hörer unterhält. das ist es, was ich tun will. Ich bin besessen davon. Ich fang schon mit dem nächsten an...“
Tipp der Redaktion: Die Single "Fit but you know it" und der großartige Röyksopp-Remix von "Weak become Heroes".
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