Christian von MusicOne hatte die Gelegenheit, sich mit Ephemera, einer der erfolgreichsten norwegischen Bands zu unterhalten. Christine, Inger Lise und Jannicke sprachen mit uns über ihr im August in Deutschland erscheinendes Album "Monolove" und ihren Erfolg.
MusicOne:
Ihr macht schon seit 10 Jahren Musik und wurdet immer erfolgreicher in Norwegen und in Fernost. Wann kam der Zeitpunkt, an dem ihr das Gefühl hattet, dass ihr den Durchbruch geschafft habt?
Inger Lise:
Ich glaube, das war, als wir unseren ersten Award als beste Pop Band in Norwegen bekommen hatten und da haben wir schon seit 8 Jahren zusammen Musik gemacht. Es kam uns allen ein wenig unrealistisch vor. Wir waren diese ganze Aufmerksamkeit gar nicht so richtig gewöhnt. Plötzlich wollte jeder etwas von uns wissen und unser Leben wurde sehr interessant.
MusicOne:
Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Es hat euch anscheinend schon glücklich gemacht aber hat sich die Boulevard Presse in euer Privatleben eingemischt?
Christine:
Es war gar nicht so schlimm.
Jannicke:
Ich denke, dass vielleicht Inger Lise das Gefühl hatte, dass jemand sich draußen in den Büschen verstecken würde, denn einige Nachbarn erzählten es ihr, um sie zu erschrecken und somit wussten die Klatschblätter, wo sie lebte. Aber es ist nicht wirklich ein Problem. Eher macht es Spaß, denn die Leute geben einem draußen auf der Straße Komplimente.
Christine:
In Norwegen kann man einfach sagen "Ich möchte ein Interview mit diesem Magazin haben" und sie respektieren das und verfolgen einen nicht so.
Jannicke:
Es gibt nur ein oder zwei Klatschblätter, so dass es kein wirklich großes Problem damit gibt.
MusicOne:
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, zusammen Musik zu machen?
Inger Lise:
Wir haben zusammen in einem Chor gesungen und Christine und Jannicke kannten sich aus der ersten Klasse in der Schule als sie 6 Jahre alt waren. Daher sind wir schon sehr lange befreundet. Wir alle hatten dieses Interesse an Musik, zum Glück. Als wir im Alter von 15 oder 16 Jahren im Chor sangen, wollten wir unbedingt eine Band gründen, weil wir einige Freunde hatten, die cool waren, da sie auch in einer Band spielten. Wir dachten "Ok, wir sollten das Gleiche tun." Also taten wir es.
Jannicke:
Tatsächlich fingen wir damit im Keller meiner Großmutter an, als wir in die 8. Klasse gingen. Wir spielten für einige Zeit auf der Straße, um etwas Geld zu verdienen und die Musik mit anderen zu teilen. Wir nahmen an Jugendwettbewerben teil und repräsentierten Bergen. Und seitdem bekamen wir verschiedene Jobs und Auftritte.
MusicOne:
Wie hat sich eure Freundschaft in den letzten 10 Jahren entwickelt?
Inger Lise:
Es ist wirklich toll, so gut befreundet zu sein, vor allem, wenn man in einem Bus für mehr als ein Jahr zusammenleben muss. Es ist schön, sich zu kennen. Manchmal ist es sehr schwer, anderen Leuten zu erklären, was man fühlt und was man über sich ergehen lassen muss. Deshalb ist es großartig, beste Freunde zu haben, die das Gleiche tun und die die gleichen Erfahrungen teilen.
Jannicke:
Und wir wissen, wie wir miteinander umgehen müssen. Es ist schön, sich gegenseitig so gut zu kennen, denn es ist schon anstrengend wenn du in einem Bus lebst, da du ja keine Privatsphäre hast.
MusicOne:
Wenn man sich in der Musikszene umschaut, dann kann man kaum Mädchenbands finden, die schon seit 10 Jahren existieren - Wonderwall, Sugababes - sie sind alle nicht mehr da. Wie haltet ihr das so lange durch?
Christine:
Ich glaube, es liegt an der starken Freundschaft. Meiner Meinung nach ist Freundschaft wirklich das Allerwichtigste überhaupt.
MusicOne:
Wurde euer Album "Monolove" in Norwegen schon veröffentlicht?
Jannicke:
Ja, wir brachten es vor Weihnachten letzten Jahres heraus und seitdem ist es ganz erfolgreich.
MusicOne:
Die Deutschen müssen sich bis zum August diesen Jahres gedulden, denn dann wird "On the surface" eure erste Single sein. Weshalb habt ihr diese ausgewählt?
Inger Lise:
Es war die erste Single in Norwegen, ein schöner Song und wurde bereits von vielen Radiosendern abgespielt. Es ist ein tolles Lied und wir haben ein schönes Video, so dass uns jeder auch sehen kann.
Jannicke:
Hoffentlich werden VIVA und MTV den Song spielen.
MusicOne:
Habt ihr noch andere Lieblingslieder auf dem Album?
Jannicke:
11 weitere!
Inger Lise:
Es ist echt schwer, nur ein Lied auszuwählen. Es hängt von der Stimmung ab, in der man sich gerade befindet. "Paint your sky" ist ein toller Song, welcher von Jannicke geschrieben wurde. Es ist ein schönes Lied und ich glaube, ihr werdet es auch im Radio zu hören bekommen.
Jannicke:
Ich mag "End" sehr, welches ein langsames aber doch kraftvolles Lied ist - auf unsere Art. Es ist ein sehr schönes Lied.
Christine:
Ich mag "Chaos" sehr.
Jannicke:
Oh Gott, wenn wir dieses Lied heute Abend spielen, werde ich das Glockenspiel spielen…ganz schnell. Es ist der schnellste Song, den man auf dem Glockenspiel spielen kann. Ich weiß nicht genau, wie das geht, ich tue es einfach!
MusicOne:
Wie seid ihr darauf gekommen, all diese "exotischen" Instrumente wie z. B. das Glockenspiel zu benutzen?
Jannicke:
Wir spielen erst, wenn wir im Studio sind. Wir sind wie Kinder. Es gibt so viel Verschiedenes, was man benutzen kann, das müssen noch nicht einmal Instrumente sein. Wir spielen mit einem Blatt Papier, unseren Mündern, einem Glas Mineralwasser. Es geht darum, verspielt zu sein und keine Angst davor zu haben, Neues auszuprobieren.
Christine:
Als wir anfingen, als eine Band zu spielen, hatten wir keine Instrumente, nur eine alte Gitarre. Jannicke spielte auf einer alten Weinflasche.
Jannicke:
Und wir benutzten Eier und so. Außerdem hatten wir unsere Stimmen…
MusicOne:
Auf eurem Album habt ihr mit Yngve Saethre als euren Produzenten zusammengearbeitet. Hat er schon vorher mit euch gearbeitet?
Jannicke:
Ja, bei allen Alben. Er hat auf dem ersten Album gemixt und die weiteren dann produziert. Er ist Norwegens bester Producer und dort sehr bekannt.
Inger Lise:
Er kann sehr gut innovativ denken und weiß, wie er das Beste aus uns herausholt und eine angenehme Atmosphäre schafft, in der wir keine Angst mehr haben, Neues auszuprobieren. Er ist sehr kreativ und hat ein echt gutes Gehör.
MusicOne:
Heißt das, dass er auch eure nächsten 4 Alben produzieren wird oder gibt es noch jemand anderen, mit dem ihr gerne mal zusammenarbeiten wollt?
Inger Lise:
Ja, vielleicht wird er das. Aber ich glaube, wir beteiligen uns ebenfalls zum großen Teil an der Produktion, um zu entscheiden, welche Instrumente eingesetzt werden sollen. Jede von uns hat ihr eigenes kleines Studio zu Hause.
Jannicke:
Wir sind wie ein Team. Yngve ist eher wie ein Freund als nur ein Mitglied vom Team.
Inger Lise:
Wir haben ihn sogar aufgenommen, als er bei 2 von unseren Liedern ein wenig mitgesungen hat. Es macht Spaß, ihn im Zimmer mit dem Mikrophon zu haben während wir hinter dem Computer sitzen und ihm sagen "Tu dies, tu das!"
Christine:
Früher war er mal ein Vocal Sänger, deshalb kann er uns auch sehr gut verstehen. Ich glaube schon fast, dass er ein Bandmitglied werden möchte. Er tourte etwas mit uns und hat Schlagzeug gespielt, einfach um dabei sein zu können.
Jannicke:
Als wir als Vorgruppe von David Bowie letzten Sommer in Norwegen auftraten, welches eine tolle Erfahrung war, war er offensichtlich mit uns auf Tournee. Das verpasste er nicht. Und er ging ebenfalls mit auf die Japan Tournee.
MusicOne:
Wie haben die Fans aus Fernost von euch gehört?
Inger Lise:
Wir haben mit einem Engländer vor ein paar Jahren zusammengearbeitet. Er hatte ein paar Freunde in Asien, hat ihnen eine CD von uns geschickt und ihnen hat diese gefallen. Also dachten wir uns, dass wir vielleicht ein Album in Japan veröffentlichen sollten.
Christine:
Die asiatischen Fans stehen total auf skandinavische Musik und Skandinavierinnen.
Jannicke:
Wir müssen ziemlich "girlie" sein wenn wir dort sind. Es ist schon ein Unterschied zu Norwegen. Sie wollen sogar wissen, welche Art Shampoo wir benutzen, wo wir unsere Sachen kaufen, und so weiter. Wir bekamen so viele kleine Geschenke von Mädchen und Jungen wie zum Beispiel Parfum, Nagellack und all solche Sachen.
MusicOne:
Habt ihr in Deutschland etwas getan, um euer Album zu promoten?
Inger Lise:
Wir waren im Oktober in Deutschland auf der Popkom, das war cool. Wir spielten dort und gaben ein paar Interviews. Wir sind froh, wieder zurück zu sein. Es ist schön, sich in Deutschland aufzuhalten und wir sind glücklich, dass wir eine weitere Woche hier verbringen können.
MusicOne:
Ihr lebt schon euer ganzes Leben lang in Bergen. Die Musikszene hat sich dort über die Jahre mit Bands wie Röyksopp, Kings of Convenience und anderen, welche zu internationalen Künstlern wurden, weiterentwickelt. Wie habt ihr euch dabei gefühlt?
Jannicke:
Es ist toll, einfach großartig. Bergen ist der perfekte Ort, um Musik zu machen, denn man kennt viele Leute, weil es keine große Stadt ist. Jeder kennt jeden und jeder arbeitet gemeinsam mit dem anderen. Es gibt kaum Neid, nur Zusammenarbeit zwischen dem Film und der Musik und den verschiedenen kreativen Menschen.
Christine:
Bergen hat nur 215, 000 Einwohner und wir haben 2 oder 3 Kneipen, wo jeder sich trifft. Wir machen das seit vielen Jahren schon so. Röyksopp und Kings of Convenience kannten wir, bevor sie so erfolgreich wurden, sie alle sind sehr bodenständig und darauf aus, gute Musik zu machen. Jeder freut sich für den anderen.
Inger Lise:
Es ist einzigartig. Nicht nur in Bergen, aber wir haben schon großartige Bands, die aus dieser Stadt kommen. Ich liebe es, dort zu leben.
MusicOne:
Wenn ihr Röyksopp so lange kennt, wie kommt es, dass ihr noch keine Musik mit ihnen gemacht habt?
Christine:
Eigentlich schon passiert. Ich habe ein paar Töne bei der Hintergrundmusik für einen Remix, den Röyksopp für Beck beim Song "Still missing" machten, gesungen.
Jannicke:
Allerdings haben wir schon mit einigen anderen Künstlern wie Magnet, Ralph Myerz oder "Amberhof" zusammengearbeitet. Wir teilen uns sogar gerade einen Probenraum mit Ralph Myerz, die sind echt nett.
Christine:
Und ihr Schlagzeuger Tarjei spielte auf einigen Songs von unserem neuen Album.
Jannicke:
Wir trafen ihn früher, als wir 13 Jahre alt waren und in einem Chor sangen.
Inger Lise:
Und einmal gab es einen Wettbewerb in Bergen, bei dem Tarjei in einer Band spielte und gewann, wir hatten den zweiten Platz gemacht. Seine Band war so eine schlechte Band und er zieht mich immer wieder damit auf.
MusicOne:
Wo sollte ich also hingehen, wenn ich nach Bergen möchte und jeden treffen will?
Jannicke:
Das "Garage". Definitiv das "Garage". Dort trifft sich jeder.
Christine:
Oder "Industri". Das ist ein großes Haus, wo einige Bands ihren Probenraum haben. Aber Du musst jemanden kennen, um dort hinein gelassen zu werden.
MusicOne:
Was hättet ihr gemacht, wenn ihr keine Musiker geworden wäret?
Jannicke:
Wahrscheinlich Architektin. Ich studiere übrigens Architektur.
Inger Lise:
Ich glaube, ich würde sehr gelangweilt sein.
Christine:
Ich würde eine Graphikdesignerin sein - das mach ich nämlich jetzt schon nebenher.
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